"Ich bin es leid, immer wieder angebrüllt zu werden, dass ich die Nazis beschützen würde." So die Aussage eines guten Bekannten aus der Bereitschaftspolizei...

"Ich bin es leid, immer wieder angebrüllt zu werden, dass ich die Nazis beschützen würde." So die Aussage eines guten Bekannten aus der Bereitschaftspolizei während der zahlreichen Demonstrationen am vergangenen Sonnabend. Neonazis und Anwohner hatten gegen ein geplantes Container-Dorf für Flüchtlinge demonstriert. Die Demo war angemeldet und genehmigt. Was folgte, war das übliche Bild in Berlin. Gegendemonstranten wollten sich dem Aufzug in den Weg stellen. Ihn stören. Es flogen Böller und Steine, 22 Polizisten – Steinefresser – wurden verletzt. Ob es den Männern und Frauen gefällt, den Weg der Neonazis und Heimgegner zu gewährleisten, interessiert dabei niemanden. Demokratie ist das höchste Gut, das wir in unserer Gesellschaft haben.

Die Schattenseiten bestehen allerdings darin, dass eben auch populistisch Andersdenkende das Recht auf freie Meinungsäußerung haben und ihnen ihr Anliegen gewährt werden muss. So sehr es die Polizisten hinter den Helmen und Schutzausrüstungen auch hassen mögen. Sie sind am Ende die faschistischen Vollstrecker in den Augen der Linken, weil sie Sitzblockaden beiseite schieben müssen. Sie stehen im Steinhagel. Werden verletzt. Werden im Krankenhaus versorgt und können deswegen am Sonntag nicht mit ihren Söhnen auf den Bolzplatz. Die Schattenseiten Berlins bestehen auch darin, dass diesen Leuten und den Folgen eines solchen Großeinsatzes meist kaum Beachtung zukommt. Sie sind Verfügungsmasse, die zwischen den Fronten steht. Es hat sich wieder gezeigt, dass die Anzahl der Neonazi-Gegner in Berlin zum Glück größer ist als die der Anhänger. Eine Demokratie muss das Gegröle von Tarnjacken tragenden Seelenfängern aushalten. 

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